Das BA/MA-System

Im Jahr 1999 wurde in Bologna die Umstrukturierung der euro­päischen Uni­ver­sitäten bis 2010 be­schlos­sen. Fast alle Uni­ver­si­täten haben in­zwi­schen die­ses Sys­tem über­nommen. Es ist dem bri­ti­schen BA/MA-System (Bachelor of Arts, Master of Arts) ähn­lich und soll durch die Stan­dar­di­sierung von Lehr­ver­an­stal­tungen und No­ten­ver­gabe die Ver­gleich­barkeit unter den Uni­ver­sitäten Euro­pas ge­währ­leisten sowie die Mo­bi­lität von Stu­die­renden und Hoch­schul­per­sonal fördern.

Geschichte und Ziele des Bologna-Prozesses

Der Weg zur Schaffung eines einheitlichen euro­pä­ischen Hoch­schul­raumes führt weit zurück. Bereits seit knapp 50 Jahren gibt es Ini­tia­tiven und Ideen zu einem har­mo­ni­sierten eu­ro­päischen Hoch­schul­raum. Be­gonnen hat dies mit den Rö­mi­schen Ver­trä­gen (1957) und führte über die Joint Study Pro­gramme (1976), das Erasmus-Pro­gramm (1987), den Ver­trag von Maastricht (1992) bis hin zum So­kra­tes-Hoch­schul­ver­trag (1997).

Im Jahre 1999 wurde von 29 Staa­ten der Eu­ro­päischen Union in Bo­logna (IT) der so­ge­nannte Bo­logna-Pro­zess end­gül­tig ins Leben ge­ru­fen. Weitere pro­zess­be­glei­tende Kon­fe­renzen in Prag (CZ) 2001, Ber­lin (DE) 2003, Bergen (NO) 2005, London (UK) 2007 folgten.

Bis 2010 werden alle europäischen Uni­ver­si­tä­ten um­struk­tu­riert und ihr Lehr­ver­an­stal­tungs- und Noten­ver­gabe­system ver­ein­heit­licht. Fast alle Uni­ver­si­täten haben diese Um­struk­tu­rie­rung in­zwi­schen durch­ge­führt. Das Ziel, einen ge­mein­samen Bil­dungs­raum Eu­ropa (Euro­pean Higher Edu­cation Area: EHEA) zu schaf­fen, ist somit weit­gehend er­reicht. Grund­lage der Re­form ist das angel­sächsi­sche zwei­glied­rige Uni­ver­si­täts­system mit einem Ab­schluss als Bachelor of Arts (BA) und einem Master of Arts (MA). Die Bologna-Kommis­sion hat be­schlos­sen, dass BA und MA zu­sam­men 5 Jahre dauern sol­len. Üblich, aber nicht über­all durch­ge­führt ist die Auf­tei­lung in 3 (BA) plus 2 (MA) Jahre.

Die Vergabe von ECTS-Punkten (Euro­pean Cre­dit Trans­fer Sys­tem) für Lehr­ver­an­stal­tungen und eine Ver­ein­heit­lichung der Noten­ver­gabe sollen die Ver­gleich­bar­keit von Stu­dien­leistungen regeln.

Ein weiteres, damit eng verbundenes Ziel ist die Ver­bes­se­rung der Mo­bi­lität von Stu­die­renden und Hoch­schul­per­sonal.

Den 29 Unterzeichner-Staaten schlos­sen sich bis jetzt wei­tere 17 Staa­ten an. Genaueres hier (BMBF Deutschland) und hier (EU).

Der Studiengang Indogermanistik (BA/MA) im Rahmen des Bologna-Prozesses

Bildungsziel des Studiengangs Indogerma­nistik so­wohl im BA-Studium als auch im MA-Studium ist der Er­werb grund­le­gender Kennt­nisse der Spra­chen, Li­te­ra­turen und Kul­turen in ver­schie­denen Kul­tur­räumen Euro­pas und des Orients. Der wis­sen­schaft­liche Wert dieses Stu­dien­gangs be­steht in dem Ver­gleich die­ser drei Be­reiche in einer his­to­rischen Pers­pek­tive.

Die sprach­liche und in­halt­liche Un­ter­su­chung von Tex­ten aus den ver­schie­denen Spra­chen und Sprach­gruppen (Al­ba­nisch, Ana­to­lisch, Ar­me­nisch, Bal­tisch, Ger­ma­nisch, Grie­chisch, Indo-ira­nisch, Ita­lisch, Kel­tisch, Sla­visch, Tocha­risch) führt zu einer Stär­kung der für die Be­rufs­praxis wich­tigen An­for­de­rungs­profile Sprach- und Aus­drucks­kom­petenz. Da­rü­ber hinaus ver­langt die ge­naue Be­schrei­bung der histo­rischen Ent­wicklung ganz unter­schied­licher Spra­chen über lange Zeit­räume Flexi­bi­lität, Prä­zi­sion und struk­tu­relles Denken.

Aufgrund seiner fach­lichen Brei­te bie­tet der Studien­gang In­do­ger­ma­nistik viele An­knüpfungs­punkte an andere Fä­cher, etwa die Klas­sische Phi­lo­logie, viele Neu­phi­lo­logien, Alt­orien­ta­listik, Islam­wis­sen­schaft, All­ge­meine Sprach­wis­sen­schaft, Re­li­gions­wissen­schaft. Der Studiengang Indogermanistik vermit­telt Me­tho­den­kom­petenz, die Be­fähigung zur selb­stän­digen An­wendung und Ent­wicklung von wissen­schaft­lichen Me­thoden und Er­kennt­nissen. Durch die Sprachen­viel­falt, die sys­te­ma­tische Re­flexion, die Inter­dis­zi­pli­narität und Inter­na­tio­na­lität ver­mittelt er brei­te inter­kul­tu­relle Kom­pe­tenz.

Mit dem Er­schließen von Ori­gi­nal­texten wer­den uni­ver­sale Über­setzungs­fähig­keiten er­worben. Die Stu­die­renden sol­len so Zu­gang zu uni­versi­tären und außer­uni­ver­si­tären Be­rufs­fel­dern fin­den und Ein­stiegs­mög­lich­keiten in die un­ten be­nann­ten Tä­tig­keits­be­reiche er­halten.

Die im Studiengang vermittelten Fähig­kei­ten und Kennt­nisse las­sen sich in fünf Be­reiche gliedern:

  1. Inhalte und Faktenwissen a. Kenntnis des Spektrums von Sprachwissenschaft, Phi­lo­lo­gie und Kul­tur­wis­sen­schaft b. Kenntnis der Textentstehung, Textüber­lie­fe­rung und Text­edition c. Kenntnis der schulgrammatischen Grund­be­grif­fe und Kennt­nis­zu­wachs in der Mutter­sprache d. Kenntnis der allgemein-sprachwissenschaft­lichen Grund­be­griffe e. Kenntnis der Prozesse sprachlichen Wandels f. Kenntnis der europäischen und teilweise orien­ta­li­schen Kul­tur- und Sprach­ge­schichte und Ein­blick in die Ge­schich­te be­nach­bar­ter und frem­der Kul­turen g. Fremdsprachliche Kenntnisse h. Kenntnis von Übersetzungsverfahren
  2. Struktur- und Methodenwissen a. Fähigkeiten im Umgang mit sprachlichen Daten b. Fähigkeiten zur Textanalyse und -interpretation c. Erlernung und Einübung einer wissenschaftlichen He­ran­gehens­weise an kom­plexe sprach­wissen­schaft­liche, li­te­ra­tur­wissen­schaft­liche und kul­tur­wissen­schaft­liche Pro­blem­stel­lungen an­hand von konkre­tem Text­material d. Fähigkeiten zur Interpretation und kul­tur­ge­schicht­lichen Ein­ord­nung von alten Texten e. Fähigkeiten zur Analyse und zum Ver­ständ­nis frem­der kul­tu­reller Phänomene
  3. Verfahren der Wissensaneignung, -verarbeitung und flexi­blen An­wen­dung in unter­schied­lichen Be­reichen
  4. Kommunikations- und Präsentationskompetenz
  5. Sozialkompetenz

Die möglichen Berufsziele sind nicht eng und spe­zi­fisch de­fi­niert, son­dern um­fassen ein brei­tes Spek­trum von po­ten­tiel­len Tätig­keits­be­reichen. Die Stu­die­renden sol­len eine Quali­fi­kation er­hal­ten, die bei­spiels­weise Tätig­keiten in fol­genden Be­rufs­feldern ermöglicht:

Referenten-, Berater- und Gutachtertätigkeiten
Wissenschaftsjournalismus
Wissenschaftsmanagement
Kulturvermittlung und Kulturmanagement
Veranstalter von Messen, Kongressen und Ausstellungen
Öffentlichkeitsarbeit
Internationale Institutionen und Organisationen
Bibliotheksdienst
Medien und Verlage
Sprachunterricht
Tourismusbranche
EDV-Bereich
Texter/Lektor/Korrektor (Werbung, Selbständigkeit)

Hinzu kommt die universitäre Laufbahn.

Mobilität: Der Studiengang Indogermanistik ermöglicht Studie­ren­den ei­nen Auf­ent­halt im Aus­land. Hier­zu bie­tet die Euro­päische Union im Rahmen des Eras­mus-Programms die Mög­lich­keit, ohne großen büro­kra­tischen Auf­wand Aus­tausch­ver­ein­barungen zwi­schen mehre­ren Hoch­schulen in vie­len Teil­nehmer­staaten zu tref­fen. Jede Uni­ver­sität hat ein Erasmus-Koordi­nie­rungs-Büro, das den Aus­tausch von Stu­die­renden und Lehr­per­sonal unterstützt. Das ECTS-Punkte-System und eine vereinheitlichte Notenvergabe sollen es den Studieren­den zudem er­mög­lichen, Aus­lands­auf­ent­halte in ihr Stu­dium zu integrieren.

Stipendien: viele länderspezifische und einige länderübergreifende Wissenschaftsorganisationen bieten Stipendien und Gelder für Auslandsaufenthalte sowohl für Studierende als auch für Doktoranden und Post-Doc-Leute an. Wir bitten alle Interessierten, sich mit den Stipendien-Stellen ihrer jeweiligen Universität in Verbindung zu setzen.